Hans Falladas Roman „Kleiner Mann – was nun?“ begeisterte in den 1930er Jahren sein Publikum. Dem Verleger Ernst Rowohlt gelang zur damaligen Zeit ein richtiger Marketing-Clou. Da die Wirtschaft den Bach runter ging und nicht jeder sich das Buch leisten konnte, entschied man sich dazu das Buch in der Voss`schen Zeitung zu verlegen. Doch was ist daran, fast 100 Jahre später, neu?

Im Nachlass der Autors Hans Fallada fand man durch Zufall das Original-Manuskript. Nach der Transkription stellte man fest, dass rund 100 Seiten mehr vorhanden sind. Im Juni 2016 erschien die Urfassung im Aufbau -Verlag.

Worum geht es?

Johannes Pinneberg und sein Lämmchen erwarten ein Kind. Eigentlich war es nur ein kleine Urlaubs-Liebelei, doch nun werden sie Eltern und beschließen zu heiraten. Sie ziehen in eine kleine Wohnung außerhalb der Stadt. Die Heirat muss geheim bleiben, da Pinneberg sonst seine Arbeit verlieren kann. Es kommt wie es kommen muss: Die Heirat fliegt auf und Pinneberg verliert seine Arbeitsstelle.

Beide zieht es zu Pinnebergs Verwandtschadt nacht Berlin. Dort findet Pinneberg eine Arbeit in einem Kaufhaus. Sie haben eine kleine Wohnung über einem Kino. Dort kommen sie aber nur über eine Leiter vom Hof ihres Vermieters hin. Es ist alles sehr einfach gehalten, aber man fühlt sich wohl. Auf der Arbeit knüpft Pinneberg einige Kontakte. Lämmchen bringt ihr Kind zu Welt und die kleine Welt könnte so perfekt sein.

Waschschüssel auf Kommode in schwarz/weiss

Wäre da nicht die Zeit

Der Roman spielt zu Beginn der 1930er Jahre. Eine sehr turbulente Zeit in der sich das aufkeimende NS-Regime und die Kommunisten bekriegen. Hier und dort wird über Politik geredet. Der große Börsencrash von 1929 zieht weiter seine Kreise und mündet in hohen Arbeitslosenzahlen. Auch Pinneberg wird davon in seiner Berliner Zeit hart getroffen werden. Hiebrei versucht Lämmchen die Rolle der Ernährerin zu übernehmen. Die Zeit prägt den Roman sehr stark. Hans Fallada beschreibt eindrücklich vom Leid der Arbeiter und Angestellten – von den kleinen Männern.

Die schönen Zeiten

Und hier kommen wir auch schon zu den größten Änderungen des Romans. Auch wenn Pinneberg und sein Lämmchen viel kämpfen müssen, so erleben sie auch die schönes Seiten des Lebens. Vor allem die schönen Seiten des Nachtlebens von Berlin. Es erinnert sehr an die goldenen 1920er Jahre. Man geht ins Kino und in eine Bar. Das bunte Flimmern der Lichter und die Lebensfreude der Berliner Nacht kommen zumVorschein. Die Szenen wurden rigoros aus dem Manuskript gestrichen.

Fazit

Ein wunderbarer Roman für alle die die Literatur der „Neuen Sachlickeit“ lieben. Das Leben in seinen ungeschönten Facetten. Sicherlich auch für alle Babylon-Berlin-Fans geeignet, die gern etwas über die Zeit ihres Krimi-Helden erfahren möchten. Die zusätzlichen 100 Seiten verändern den Roman nicht, aber sie schmücken ihn schön aus. Sie zeigen nicht nur die negativen Seiten, sondern auch die positiven und wilden Seiten des Berlins in den 1930er Jahren.